Geschichte der Evolutionstheorie

Illustration zur Evolution des Menschen, wie sie G. Avery 1876 auffasste
Vertreter von Evolutionstheorien im 19. Jahrhundert (aus: Die Gartenlaube 1873). Oben Lamarck, links Darwin, rechts Haeckel, unten Saint-Hilaire
Unter der Notiz „I think“ skizzierte Darwin 1837 in seinem Notizbuch B erstmals seine Idee vom Stammbaum des Lebens.

Die Geschichte der Evolutionstheorie umfasst die Entwicklung der biologischen Erklärungen für den Wandel der Lebensformen durch die Zeit von den ersten Ansätzen in der Antike über verschiedene Teilhypothesen, die schließlich zur Evolutionstheorie von Charles Darwin als Grundlage für die spätere synthetische Theorie führten. Jean-Baptiste de Lamarck mit seiner Schrift Philosophie zoologique (1809) und Charles Darwins On the Origin of Species (1859) gelten als Wegbereiter der modernen Evolutionstheorie, die sich im Wesentlichen auf die (darwinschen) Mechanismen Variation, Selektion und Reproduktion gründet.

Von der Antike bis zur Aufklärung wurden sämtliche Veränderungen bei Lebewesen – sowohl die individuelle Entwicklung als auch Varianten, Mischlingswesen und (echte oder vermutete) Abnormitäten – als „Transmutationen“ (Umwandlungen) bezeichnet.[1] Eine Veränderlichkeit der Arten im Laufe langer Zeiträume oder eine gemeinsame Abstammung waren Gedanken, die bei den griechischen Vorsokratikern aufkamen. Im Christentum galten die Arten als durch göttliche Macht geschaffen und unveränderlich. Anerkannt war zudem die auf Platon zurückgehende Vorstellung einer „Stufenleiter der Natur“ (Scala Naturae), in der alle Lebewesen von den einfachsten Pflanzen bis hin zum Menschen in einer „Linie der Vollkommenheit“ angeordnet wurden.[2] Abweichungen vom Idealbild wurden als krankhaft oder durch negative Einflüsse degenerierter Formen aufgefasst.[3]

Einige Autoren sind der Auffassung, dass bereits Johann Wolfgang von Goethe die „drei Darwinschen Module“ postuliert hat und Darwin von seinen Schriften beeinflusst wurde.[4][5][6] Im „Ternate-Manuskript“ veröffentlichten Alfred Russel Wallace und Darwin 1858 ihre Überlegungen zu den der Evolution zugrundeliegenden Mechanismen. Die Anerkennung der von Gregor Mendel 1865 entdeckten – und erst um 1900 „wiederentdeckten“ – Vererbungsregeln ebnete zusammen mit der Auseinandersetzung mit dem Neolamarckismus und der Theorie des Neodarwinismus den Weg zur Synthetischen Evolutionstheorie, die in den 1930er- und 1940er-Jahren entstand und heute das Standardmodell der Evolution ist. In den 1970er-Jahren erfolgte die Weiterentwicklung zur Systemtheorie der Evolution und in den 1980er-Jahren zur Evolutionären Entwicklungsbiologie.

  1. Sarasin/Sommer 2010, S. 6.
  2. Luitfried Salvini-Plawen: Zur Geschichte der biologischen Theorie der Evolution. In: Denisia. Band 20, 2007, S. 7–22 (zobodat.at [PDF]).
  3. Peter J. Bowler (Übersetzung: Karin Wördemann): Fortschritt und Degeneration. In: Sarasin/Sommer 2010, S. 20–23.
  4. Robert J. Richards: The Foundations of Archetype Theory in Evolutionary Biology: Kant, Goethe, and Carus. Republic of Letters, Universität Chicago 2018, PDF abgerufen am 25. November 2023, S. 3–8 (Kant und Goethe), 8–14 (Carus).
  5. Müller 2015, S. 1–4, 53–67, 82–85.
  6. Karl Robert Mandelkow: Goethe in Deutschland: Rezeptionsgeschichte eines Klassikers. Band 1: 1773–1918. C. H. Beck, München 1980, S. 187.

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